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„Das hat unsere Schüler sehr mitgenommen!“


Dass man spielend etwas lernen kann, doch aus Spiel auch ganz schnell Ernst wird, erfuhren die angehenden Sozialassistenten der DPFA Chemnitz während eines Planspiels. Foto: DPFA Chemnitz

Sozialassistenten sind mehr als nur Betreuer: Sie sind Bezugsperson, Begleiter, Vorbild. Ihre Werte und Überzeugungen prägen die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen. Ein Experiment hat DPFA-Schüler im Rahmen ihrer Ausbildung dafür auf herausfordernde Weise sensibilisiert.

Wie schnell wird man von der Meinung einer Gruppe mitgerissen, obwohl man eigentlich anders darüber denkt? Wie kommt es dazu, dass man sein Bauchgefühl ignoriert? Warum trifft man auf einmal Entscheidungen, die man eigentlich mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann? Herausfordernde Fragen, denen sich angehende Sozialassistenten der DPFA Chemnitz nach einem ganz besonderen Experiment stellen mussten.

Eingeladen dazu hatte der AJS – Aktion Jugendschutz Sachsen e. V. mit dem Ziel, die Schüler für das Thema Meinungsbeeinflussung, Manipulation und Radikalisierung von Gedankengut und gruppendynamische Prozesse zu sensibilisieren. Ein Thema, das wichtiger denn je ist:  Die Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen hat in den vergangenen Jahrzehnten enorm an Bedeutung gewonnen, auch in politischer Hinsicht. Laut jüngst erschienener Jugend- Shell-Studie 2019 ist die Demokratie als Staatsform zwar für die große Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland selbstverständlich.

Nicht zu übersehen ist allerdings die Affinität einiger Jugendlichen zu populistischen Positionen. Umso wichtiger ist es für angehende Sozialassistenten, von denen viele später Erzieher werden möchten, bereits in der Ausbildung zu erfahren, wie gruppendynamische Prozesse funktionieren und zu Radikalisierung führen können.

Gewinnen um jeden Preis? Ein Planspiel konfrontierte die Schüler der DPFA Chemnitz mit gruppendynamischen Prozessen. Foto: DPFA Chemnitz

Mut aufbringen, Gegenfragen zu stellen

In dem Experiment wurden die Schüler in Teams aufgeilt und erhielten verschiedene Aufträge, die gemeinsam mit einem Begleiter des AJS bewältigt werden mussten. Die Herausforderung dabei war, dass Entscheidungen der Gruppe unter teilweise erschwerten Bedingungen getroffen werden mussten (mehr darf an dieser Stelle nicht verraten werden, da das Projekt auch an anderen Schulen durchgeführt wird).

Ziel für die jeweiligen Teams war definitiv eines: zu gewinnen. Um jeden Preis? Wie hoch er am Ende war, wissen nur die Schüler selbst. Bewusst geworden ist allen Teilnehmern die Gefahr, wie schnell man sich innerhalb einer Gruppe zu Entscheidungen drängen lässt und dabei in Kauf nimmt, sich auch radikalem Gedankengut unterzuordnen, die „Regeln des sozialen Miteinanders“ zu ignorieren und moralische Grundsätze auszuhebeln.

„Das hat unsere Schüler sehr mitgenommen“, so das Fazit der betreuenden DPFA-Lehrerin Silvana Hackbarth. „Es hat sie aufgerüttelt und ermutigt, Gegenfragen zu stellen – notfalls auch gegen den Widerstand der Gruppe.“