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Mit Durchhaltevermögen zum Traumberuf


2016 floh Daleen mit ihrem Sohn von Syrien nach Deutschland. „Wir benötigten zehn Versuche, um über das Mittelmeer zu kommen“, so Daleen. Sechs Jahre später, im Juli 2022, hält sie glücklich ihr Abschlusszeugnis in der Hand. Auf dem Weg dahin gab es einige Hürden zu meistern, die sie selbst und die Schulgemeinschaft mit Energie und Engagement angepackt haben.

Berufswunsch: Sozialassistentin

Bereits in Damaskus hatte Daleen als pädagogische Hilfskraft mit Kindern gearbeitet. Dies wollte sie in Deutschland fortsetzen. Neben Sprach- und Integrationskursen absolvierte sie einen Bundesfreiwilligendienst im Kindergarten „Kleiner Globus“ in Dresden. Dort wurde ihr die DPFA als Ausbildungsstätte für Sozialassistentinnen und -assistenten sowie Erzieherinnen und Erzieher empfohlen. Also bewarb sich Daleen auf der Stauffenbergallee. Ihr erstes Ziel: staatlich geprüfte Sozialassistentin werden.

 

Daleen in der Schule – immer herzlich und in ihrer Klasse als Gesprächspartnerin sehr geschätzt. Foto: DPFA Dresden
Daleen in der Schule – immer herzlich und in ihrer Klasse als Gesprächspartnerin sehr geschätzt. Foto: DPFA Dresden

Problem: Fehlende Finanzierung

Die Zugangsvoraussetzungen waren gegeben. Das größte Problem: die Finanzierung. Die Ausbildung ist schulgeldpflichtig. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung, wie das Schüler-BAföG, Umschulungen über einen Bildungsgutschein oder Förderungen über Rehamaßnahmen.

Leider fiel Daleen aus allen Förderkriterien heraus, da sie nicht mehr im "klassischen Ausbildungsalter" war – sie solle arbeiten gehen, hörte sie als Aussage von verschiedenen Stellen. Trotz vieler Behördengänge konnte sie keine Ausbildungsfinanzierung erwirken. Kurz vor dem Ziel hätte die engagierte Schülerin ihre Ausbildung fast abbrechen müssen. Der Schulleiterin Steffi Eber-Fleischer ist die Situation als dramatisch in Erinnerung geblieben. Sie selbst hat Daleen auf Ämter begleitet.

Die Schulgemeinschaft unterstützt

Die DPFA nahm sich des Problems an und suchte nach Alternativen. Dank der Vermittlung der DPFA-nahen Dietz Stiftung-Stiftung für Bildung, konnte Daleen aus dem Fond Menschen in Not und der Studienförderung des GLS Treuhand e.V. unterstützt werden.

„Ohne die finanzielle Unterstützung hätte ich die Ausbildung abbrechen müssen“, so die inzwischen examinierte Sozialassistentin. Auch Schulleiterin Steffi Eber-Fleischer war erleichtert: „Dank der guten Vernetzung und internen Kommunikation bei der DPFA konnten wir Frau Al-Baraoui-Al-Kordi eine neue berufliche Perspektive geben. Wir erleben leider zu oft, dass Menschen in der Langzeitarbeitslosigkeit feststecken, ohne Finanzierungsmöglichkeiten für eine berufliche Neuorientierung.“

Daleen hält zur Abschlussfeier am Flughafen Dresden im Juli 2022 überglücklich ihr Zeugnis in den Händen. Foto: DPFA Dresden
Daleen hält zur Abschlussfeier am Flughafen Dresden im Juli 2022 überglücklich ihr Zeugnis in den Händen. Foto: DPFA Dresden

Schließlich hat Daleen alle Prüfungen erfolgreich gemeistert. „Ich bin überglücklich, es geschafft zu haben“. Die Lehrkräfte, die Schulleitung und auch Mitarbeitende der Verwaltung hätten sie in der Zeit sehr motiviert und unterstützt, besonders ihre Klassenleiterin Britta Berger.

Ihr Sohn macht zurzeit sein Fachabitur am Beruflichen Schulzentrum für Dienstleistung, Gestaltung und Sozialwesen Dresden und war ihr engster Lernpartner. „Ich konnte mich fachlich stark entwickeln“, freut sich Daleen im Rückblick auf die zwei Jahre Ausbildung an der DPFA Dresden. Und die deutsche Sprache ist nun keine Hürde mehr, auch dank eines Nachhilfeprogramms an der Schule.

Das Bildungszentrum Dresden zeichnet eine aktive Schulgemeinschaft aus, wie hier beim Sommerfest im Mai 2022. Foto: DPFA Dresden
Das Bildungszentrum Dresden zeichnet eine aktive Schulgemeinschaft aus, wie hier beim Sommerfest im Mai 2022. Foto: DPFA Dresden

Mit Engagement zum Ziel

Britta Berger ist stolz auf ihre ehemalige Schülerin. „Anfangs wirkte Daleen noch sehr unsicher, hatte Zweifel, ob sie das alles schaffen wird und war eher zurückhaltend. Aber sie wurde von der Klassengemeinschaft unterstützt, fühlte sich wohl und wurde immer offener und sicherer. Im zweiten Ausbildungsjahr hat sie selbst dann ihre Klassenkameradinnen und -kameraden als Gesprächspartnerin unterstützt“, berichtet ihre Klassenleiterin. Sie habe eine ruhige und sehr herzliche Art und zeigte in der Schule viel Einsatz. „Vielleicht sehe ich sie zur Erzieher-Ausbildung wieder – das wäre schön“, ergänzt Britta Berger.

Daleen hat es geschafft: nicht nur den Abschluss als Sozialassistentin hat sie in der Tasche, sondern auch einen Arbeitsvertrag. Foto: privat.
Daleen hat es geschafft: nicht nur den Abschluss als Sozialassistentin hat sie in der Tasche, sondern auch einen Arbeitsvertrag. Foto: privat.

Anfang August hat Daleen eine Arbeit in Festanstellung in einer Kindertagesstätte begonnen. „Ich möchte nun erst einmal arbeiten und Geld verdienen. Mein Wunsch ist es aber, noch den Abschluss als Erzieherin zu machen“, berichtet Daleen von ihren Zukunftsplänen.

Schulleiterin Steffi Eber-Fleischer freut sich sehr über den Erfolg ihrer Schülerin: „Daleen ist ein Beispiel einer starken Schülerin, die ein Ziel vor Augen hat und mit Ehrgeiz auch dahinkommt. Mit ihrer persönlichen Geschichte steht sie stellvertretend für weitere unsere Schülerinnen und Schüler, die aus anderen Kulturen oder aus Krisengebieten dieser Erde kommen. Wir als Schulgemeinschaft möchten alle mit Offenheit empfangen und auf ihrem Bildungsweg bestmöglich unterstützen. Vor Daleens Durchhaltevermögen haben wir höchste Achtung! Wir wünschen ihr für ihren weiteren beruflichen sowie privaten Weg alles erdenklich Gute.“